Kommunales Prozessmanagement: Schlüssel zur Verwaltungsmodernisierung

Jan 28, 2025 | News, News & Wissen

In einer Ära von Onlinezugangsgesetz (OZG), DMS / E-Akte und dem Wunsch nach Ende-zu-Ende digitalisierten Prozessen steht die öffentliche Verwaltung vor der Herausforderung, ihre Prozesse grundlegend zu überdenken und zu optimieren. Das kommunale Prozessmanagement rückt dabei in den Fokus als zentrales Instrument zur Bewältigung dieser komplexen Aufgabe. 

Die Ausgangslage in deutschen Kommunen 

Typischerweise verfügen Kommunen und Landratsämter über ein umfangreiches Portfolio von 1.200 bis 1.500 Prozessen. Diese Vielfalt spiegelt die Komplexität kommunaler Aufgaben wider, stellt aber gleichzeitig eine enorme Herausforderung für ein effektives Management dar. Viele Verwaltungen stehen vor ähnlichen Problemen: 

  1. Theoretische Konstrukte ohne praktischen Nutzen: Aufgabengliederungspläne existieren oft nur auf dem Papier, ohne reale Auswirkungen auf die tägliche Arbeit.

  2. Mangelnde Prozessdefinition: Trotz häufiger Diskussionen über Prozessoptimierung fehlt es an klar definierten und dokumentierten Abläufen. Und selbst wenn etwas “dokumentiert” wurde, liegt diese Dokumentation auf dem Laufwerk des Mitarbeiters oder vielleicht noch beim Sachgebiet.

  3. Unklare Verantwortlichkeiten: Die Schnittstelle zwischen Fachbereichen, Orga und IT-Abteilung ist oft nicht eindeutig geregelt, was zu Ineffizienzen und Missverständnissen führt.

  4. Wissensdefizite bei Einführung von Fachverfahren: Bei der Implementierung neuer IT-Systeme fehlt häufig das tiefgreifende Verständnis der bestehenden Prozesse, was die Effektivität der Neuerungen beeinträchtigt.

  5. Ineffektives Wissensmanagement: Wichtige Informationen und Erfahrungen gehen verloren, wenn Mitarbeiter die Verwaltung verlassen oder in andere Bereiche wechseln.

  6. Hürden bei Digitalisierungsprojekten: Die Umsetzung digitaler Transformationsprojekte scheitert oft an mangelndem Prozessverständnis und fehlender Standardisierung. 

            Lösungsansätze für ein effektives kommunales Prozessmanagement 

            Um diese Herausforderungen zu meistern, bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes zum Prozessmanagement: 

            1. Entwicklung eines Prozessmanagement-Zielbildes
            • Erarbeitung eines klaren Zielbildes für das kommunale Prozessmanagement
            • Abstimmung der Prozessmanagement-Ziele mit der Gesamtstrategie der Kommune 
            • Festlegung von Kennzahlen zur Messung des Fortschritts und Erfolgs 
                1. Erstellung eines umfassenden Prozessregisters
                • Systematische Erfassung – expolizit NICHT Modellierung – aller kommunalen Prozesse in Anlehnung an den Aufgabengliederungsplan 
                • Priorisierung der Prozesse nach Wichtigkeit und Optimierungspotenzial 
                • Regelmäßige Aktualisierung und Pflege des Registers 
                    1. Implementierung klarer Governance-Strukturen
                    • Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten im Prozessmanagement 
                    • Einrichtung eines Prozess-Boards zur Steuerung und Koordination 
                    • Etablierung von Prozessverantwortlichen in den Ämtern und Sachgebieten 
                        1. Förderung einer Prozesskultur
                        • Schulung und Sensibilisierung von Führungskräften und Mitarbeitenden 
                        • Entwicklung von Anreizsystemen für prozessorientiertes Arbeiten 
                        • Förderung des abteilungsübergreifenden Denkens und Handelns 
                            1. Integration des Prozessmanagements in andere Verwaltungsbereiche
                            • Verknüpfung mit dem Wissensmanagement zur Sicherung von Prozesswissen 
                            • Abstimmung mit dem IT-Servicemanagement für eine effektive Digitalisierung
                            • Einbindung in das Qualitätsmanagement zur kontinuierlichen Verbesserung 
                                1. Einsatz moderner Technologien und Methoden
                                • Nutzung bestehenden oder neuen Systemen zum Servicemanagement (ITSM / ESM), dem Formularwesen (im Kontext OZG) und oder Low-Code-Plattformen. 
                                • Implementierung von digitalen Prozessen 
                                • Anwendung agiler Methoden bei der Prozessoptimierung 

                                    Vorteile eines ausgereiften kommunalen Prozessmanagements 

                                    Die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen kann zu signifikanten Verbesserungen führen: 

                                    • Erhöhte Transparenz: Klare Übersicht über alle Verwaltungsabläufe und deren Zusammenhänge 
                                    • Verbesserte Zusammenarbeit: Förderung der interdisziplinären Kooperation zwischen Fachbereichen 
                                    • Effizientere Digitalisierung: Fundierte Basis für die erfolgreiche Umsetzung von E-Government-Projekten im Kontext OZG 
                                    • Datenbasierte Entscheidungsfindung: Bereitstellung valider Informationen für Verwaltungsführung und politische Gremien 
                                    • Kosteneinsparungen: Identifikation und Eliminierung von Redundanzen und ineffizienten Abläufen 
                                    • Bürgernähe: Schnellere und qualitativ hochwertigere Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen 
                                    • Compliance: Verbesserte Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und interner Richtlinien 

                                    Herausforderungen bei der Implementierung 

                                    Trotz der offensichtlichen Vorteile ist die Einführung eines effektiven Prozessmanagements in Kommunen mit Herausforderungen verbunden: 

                                    1. Widerstand gegen Veränderungen: Überwindung von Bedenken und Gewohnheiten der Mitarbeiter 
                                    2. Ressourcenknappheit: Bereitstellung ausreichender personeller und finanzieller Mittel 
                                    3. Komplexität: Bewältigung der Vielfalt und Verflechtung kommunaler Aufgaben 
                                    4. Technische Hürden: Integration bestehender Systeme und Datenstrukturen 
                                    5. Rechtliche Rahmenbedingungen: Berücksichtigung spezifischer Vorschriften und Datenschutzbestimmungen 

                                            Fazit und Ausblick 

                                            Kommunales Prozessmanagement ist kein Selbstzweck, sondern ein essenzielles Instrument zur Modernisierung und Effizienzsteigerung der öffentlichen Verwaltung. Es bildet das Fundament für eine erfolgreiche Digitalisierung und ermöglicht es Kommunen, den steigenden Anforderungen an Servicequalität und Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden. Die Implementierung erfordert einen langen Atem und muss als kontinuierlicher Verbesserungsprozess verstanden werden. Entscheidend für den Erfolg sind dabei nicht nur theoretische Konzepte, sondern vor allem pragmatische, auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Kommune zugeschnittene Lösungen.  

                                            Kommunen, die sich dieser Herausforderung stellen und ein systematisches Prozessmanagement etablieren, werden langfristig von einer effizienteren, bürgerfreundlicheren und zukunftsfähigeren Verwaltung profitieren. In Zeiten knapper Ressourcen und steigender Erwartungen an die öffentliche Hand ist dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im Standortwettbewerb und bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen. 

                                             

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                                            Florian Kurz

                                            Als CEO begleitet Florian Kurz große, namhafte Unternehmen, kommunale Verwaltungen und Ministerien bei der Gestaltung von digital unterstützten Arbeitswelten. Seine Passion: Die aktuellen Hypes der Digitalisierung zu entmystifizieren und Menschen beim täglichen Arbeiten wieder wichtige Lebenszeit zurückzugeben. Folgen Sie ihm auf Linkedin

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